Auf dem Foto von links nach rechts zu sehen sind Christine Arndt (Mädchen- und Frauenberatungsstelle / Diakonie), Astrid Warburg-Manthey (Gleichstellungsbeauftragte der Samtgemeinde Salzhausen), Andrea Schrag (Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Harburg), Katrin Richter-Fuss (Jugendamtsleitung, Landkreis Harburg), Lydia Freienberg (Polizeiinspektion Harburg), Hannah Seffzek (Hospitantin im Netzwerk gegen häusliche Gewalt).
Das bundesweite Hilfetelefon wurde vor 10 Jahren zur Unterstützung aller von Gewalt an Frauen tangierten Menschen, also für betroffene Frauen, Fachleute und auch Angehörige oder NachbarInnen eingerichtet.
Die Nummer ist nicht mehr nur eine bundesweit, sondern jetzt sogar europaweit einheitlich geltende Nummer.
Warum ist das Hilfetelefon so wichtig? Worin liegt seine Bedeutung? Wieso gibt jetzt eine einheitliche Nummer? Nach aktuellen Studien ist jede dritte Frau schon mindestens einmal im Laufe ihres Lebens Opfer häuslicher und oder sexualisierter Gewalt geworden.
Die physische wie auch sexualisierte Gewalt wird oft vom Partner ausgeübt; vom Ehemann, Lebensgefährten, Freund oder Expartner. Insgesamt ist das Risiko für Frauen im sozialen Nahbereich Opfer von Gewalt zu werden, am größten.
Beleidigungen, Demütigungen und Tritte, Schläge, Würgen - das sind nur einige Facetten der körperlichen Gewalt und Grausamkeiten gegenüber Frauen. Obwohl so viele Frauen davon betroffen sind, ist das Thema weiterhin stark tabuisiert. Zumal diese Form der Gewalt in der Regel im Verborgenen ausgeübt wird.
Das Hilfetelefon steht allen betroffenen Frauen, aber auch ihren Kindern oder anderen Familienangehörigen, FreundInnen, NachbarInnrn, ArbeitskollegInnen, wie auch beruflich im Kontext ihrer Arbeit mit Betroffenen konfrontierten Personenizur Verfügung, die fachliche Unterstützung bei Beratung, Betreuung oder anderweitiger Hilfe benötigen.
Unter der neuen, einheitlichen prägnanten Telefonnummer 116 016 ist jederzeit kostenlos Hilfe und Beratung möglich. Die bisherige Nummer 08000 116 016 des bundesweiten Hilfetelefons bleibt parallel noch bis mindestens Ende dieses Jahres gültig. Beraten wird 365 Tage rund um die Uhr in insgesamt 18 Sprachen, barriere- und kostenfrei und ganz wichtig: anonym. Bisher haben sich 15 EU-Mitgliedstaaten verpflichtet, nationale Hilfetelefone unter dieser Rufnummer einzurichten.
Die Fachkräfte, die sich nun im Landkreis trafen, um gemeinsam stellvertretend der Institution des Hilfetelefons zu gratulieren, freuen sich sehr darüber, dass es jetzt diese kurze, einprägsame Telefonnummer gibt. Denn für Gewaltopfer ist es wichtig, dass Hilfe unkompliziert und unbürokratisch, niedrigschwellig und einfach erreicht werden und erfolgen kann.
Alle in der beruflich mit Gewalt gegen Frauen befassten Fachkräfte sind sich darüber einig, dass der Bedarf an Hilfs- und Unterstützungsangeboten sehr groß ist. Im vergangenen Jahr wurden bundesweit mehr als 143.000 Fälle von sog. Partnerschaftsgewalt zur Anzeige gebracht. Im Landkreis Harburg verzeichnete die Polizei gut 500 Einsätze wegen Partnerschaftsgewalt.
Die Forschung zeigt jedoch, dass das Dunkelfeld aufgrund verschiedener Faktoren, z.B. Angst vor Konsequenzen wie weiterer Gewalt, finanzieller, emotionaler Abhängigkeit, Scham und vielen anderen Gründen gerade bei Gewalt gegen Frauen sehr groß ist, und die genannten Zahlen nur das Hellfeld, die „Spitze des Eisbergs“ aufzeigen.
Umso bedeutsamer sind Aufklärung und Information darüber, um die Gesellschaft zu sensibilisieren und auf Hilfsangebote aufmerksam zu machen. Neben den genannten Akteurinnen im Landkreis informiert auch das „Netzwerk gegen häusliche Gewalt im Landkreis Harburg“ im Internet unter https://www.gghglkh.de über verschiedene Hilfemöglichkeiten für Betroffene.
Wie beschrieben, können sich aber auch Angehörige und Fachkräfte vertraulich und kostenfrei an das Netzwerk wenden. Darüber können Hilfen und Ansprechpersonen, Beratungsstellen und andere Institutionen erfragt werden, und Begriffe wie auch gesetzliche Grundlagen erfahren werden.
Außerdem wurde eine Täterarbeitseinrichtung im Landkreis Harburg eröffnet, die bei der Reso-Fabrik e.V. angesiedelt ist. Anmeldung und weitere Informationen gibt es unter 04171 – 783 94 17 oder per Mail taetertraining@reso-fabrik.de.
Ebenfalls muss auf die immense Bedeutung der Frauenhäuser verstärkt aufmerksam gemacht werden. Denn diese haben aufgrund der leider ständig steigenden Zahlen an Opfern von Gewalt zu geringe Kapazitäten. Es müssten weitere neue Plätze geschaffen werden, auch für Kinder. Denn die meisten der betroffenen Frauen sind Mütter, deren Kinder mit ihnen gemeinsam vor dem Gewalttäter fliehen
Kinder haben ganz spezifische Bedürfnisse, für die neben Räumlichkeiten zur Unterbringung von Frauen, Müttern und Kindern auch finanzielle Mittel erforderlich sind. Nicht nur altersangemessene Materialien und Spielzeug etc., sondern auch besonders ausgebildete Fachkräfte sind wichtig. Im Anschluss daran fehlen leider auch Wohnungen, deren Miete zudem auch im Rahmen der staatlichen Transferleistungen bestehen muss.
Auch im Landkreis Harburg besteht seit vielen Jahren ein Frauenhaus. Doch es kommt immer wieder zu Ablehnungen hilfesuchender Frauen, weil alle Plätze belegt sind. Ähnlich ist die Situation in allen anderen bundesweiten Frauenhäusern, und es muss oft lange gesucht werden, um einen Platz für die Schutzsuchende zu finden.
Dafür ist die Vernetzung aller im Hilfesystem involvierten AkteurInnen und Institutionen wichtig, um immer angemessen und lösungsorientiert reagieren zu können.
Für weitere Fragen, aber auch für eine persönliche Beratung können sich alle BürgerInnen gern unter der Rufnummer 0163-6158318 oder per Mail unter gleichstellung-salzhausen@gmx.de
an die Gleichstellungsbeauftragte der Samtgemeinde Salzhausen, Astrid Warburg-Manthey wenden. Die Beratung kann telefonisch, per Mail oder nach Vereinbarung vor Ort im Rathaus der Samtgemeinde Salzhausen erfolgen.
Gewalt gegen Frauen – es gibt jetzt europaweit eine einheitliche Nummer!
Gewalt gegen Frauen – es gibt jetzt europaweit eine einheitliche Nummer!
Im Juni trafen sich einige der Fachleute aus dem Landkreis Harburg, um dem "Hilfetelefon bei Gewalt gegen Frauen" zum zehnjährigen Jubiläum zu gratulieren.
Meldung vom 21.07.2023Letzte Aktualisierung: 22.04.2024
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