Alpha-E
Hier finden Sie weitere Informationen zur Trassenplanung der Deutschen Bahn Hamburg/Bremen-Hannover.
(Auszug aus dem Abschlussdokument Dialogforum Schiene Nord)
Nach den aktuellen Verkehrsprognosen wird der Güterumschlag der deutschen Seehäfen, insbesondere aber der Bremischen Häfen, in Hamburg und Wilhelmshaven bis zum Jahre 2030 weiter zunehmen. Damit steigen die kapazitiven Anforderungen an den schienengebundenen Hafenhinterlandverkehr. Dieser wird als Wettbewerbsfaktor immer wichtiger.
Aufgabe des vom Land Niedersachsen initiierten Dialogforums Schiene Nord (DSN) war die kritische Würdigung und Beurteilung der sog. Y-Trasse und hierzu entwickelter Trassenvarianten als Vorstufe formaler Entscheidungs- und Planungsverfahren mit dem Ziel, als Grundlage für die Bundesverkehrswegeplanung eine Vorzugsvariante auszuwählen, welche die schienenseitigen Bedarfe insbesondere des Güterverkehrs (SGV), aber auch des Personenverkehrs, bis zum Jahr 2030 (offizieller Planungszeitraum) deckt. Das DSN setzte sich zusammen aus 94 Vertretern der Landkreise, Region Hannover und Kommunen, der Umwelt- und Verkehrsverbände, der Bürgerinitiativen, der Hafenwirtschaft sowie der Bundesländer Niedersachsen, Bremen und Hamburg, der Bundesrepublik Deutschland und der DB AG als späterer Vorhabenträger. Das Forum tagte zwischen dem 13. Februar 2015 und dem 5. November 2015 acht Mal. Zusätzlich fand eine Redaktionssitzung statt.
Begleitend fand ein umfänglicher Bürgerbeteiligungsprozess statt. Auf diese Weise wurden die Anliegen von mehr als 2.000 Bürgern Niedersachsens aufgenommen und in den Dialogprozess eingebracht.
Getragen von der gemeinsamen Verantwortung, für die schienengebundenen Hafenhinterlandverkehre eine Lösung zu finden, die einerseits die verkehrlichen Anforderungen erfüllt, andererseits Natur und Umwelt geringstmöglich beeinträchtigt und die Belange und Interessen der Region und der in ihr lebenden Menschen bestmöglich berücksichtigt, hat sich das Forum auf eine gemeinsame Erklärung verständigt.
Kriterien zur Variantenbewertung
Eines der Ziele des Beteiligungsverfahrens war es, für die Planung des Schienennetzausbaus in Norddeutschland in Ergänzung zu den im BVWP generell angewendeten Standard-Kriterien weitere Kriterien aus regionaler Sicht zu entwickeln und diese in der Variantenbewertung anzuwenden.
Die Anzahl der berücksichtigen Trassenvarianten umfasste zehn Vorschläge. Zur vertieften Bearbeitung und Anwendung der Kriterien auf diese Trassenvorschläge wurden für das Themenfeld "Verkehr" zwei Arbeitsgruppen ("Verkehr" und "Optimierung der Alpha-Variante") und für die Themen "Lärm" und "Natur und Umwelt" je eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die durch Fachexperten unterstützt wurden. Eine detaillierte Erläuterung der angewandten Kriterien findet sich im Anhang dieses Dokuments.
Die nachstehende Tabelle gibt dazu einen ersten Überblick.
Verkehr |
Lärm |
Natur und Umwelt |
Realisationszeit |
Lärmnachteil durch Neuverlärmung |
Natura 2000 |
Schrittweise Inbetriebnahme |
Lärmnachteil an bisher gering belastenden Bestandsstrecken |
Zerschneidungswirkung, Barrierewirkung |
Lösung für Bahnknoten |
Lärmvorteil an vorher stark belasteten Bestandstrecken |
Flächenverbrauch |
Verkehrsnutzen SGV, SPNV, SPFV |
Lärmnachteil durch kumulierende Lärmquellen |
|
Anzahl betroffener Wohneinheiten |
Durch Anwendung der Kriterien im Forum konnten Vor- bzw. Nachteile der zu untersuchenden Varianten aufgezeigt werden. Die Ergebnisse wurden themenspezifisch in einer Bewertungsmatrix je Arbeitsgruppe visualisiert und dienen somit allen Adressaten dieses Dokuments, insbesondere den Entscheidungsträgern auf Ebene des Bundes und des Landes Niedersachsen, als Darstellung und Begründung der Trassenempfehlung des DSN.
Vorzugsvariante
Das Forum spricht sich mit einer deutlichen Mehrheit für die sog. „Alpha-Variante E" (bedarfsgerechter Ausbau von Bestandsstrecken im Dreieck Bremen-Hamburg-Hannover) aus, die mit Unterstützung von Bahn, Bund und dem Land Niedersachsen zu einer kapazitiv und wirtschaftlich tragfähigen Lösung entwickelt wurde, die in den Gutachten dokumentiert und bestätigt wird.
Die „Alpha-Variante" hat folgende Bestandteile (siehe auch Prinzipdarstellung Deckblatt):
- 2-gleisiger Ausbau Rotenburg - Verden
- 1-gleisige Ertüchtigung und Elektrifizierung der „Amerikalinie" im Abschnitt Langwedel - Uelzen mit neun Begegnungsstellen und Vmax 80 km/h für SGV (gemäß Vereinbarung zwischen dem
- Land Niedersachsen und der DBAG)
- Blockverdichtung Nienburg - Wunstorf (neue Überholgleise, Wendegleis Nienburg)
- Blockverdichtung Verden - Nienburg
- Blockverdichtung Celle – Lehrte
- geringfügiger Ausbau Nienburg - Minden
- 3-gleisiger Ausbau Lüneburg - Uelzen
- Ausbau Uelzen-Halle (teilweise bereits in Bau).
Zusätzliche Kapazität kann die Alpha-Variante liefern, wenn folgende „flankierende" Baumaßnahmen umgesetzt werden:
- Verknüpfung EVB- und DB-Netz im Raum Rotenburg
- Hamburg - Wittenberge (Überholungsbahnhöfe).
Nur das Alpha-Konzept kommt ohne Neubaustrecken aus und gewährleistet, dass bereits vor dem Jahr 2030 nennenswerte Zusatzkapazitäten vor allem für den auch in Zukunft zunehmenden Hafenhinterlandverkehr bereitgestellt werden können. Die Vorzugsvariante schafft die bis 2030 prognostisch notwendigen Kapazitäten. Ergänzend zum Ausbau des Schienennetzes wird ein differenzieren des Preismodell zur Aktivierung weiterer Kapazitäten empfohlen, um so die Kapazitätsauslastung ökonomisch steuerbar zu machen. Wesentliches Merkmal der „Alpha-Variante" ist es, einen Ausbau der Bestandsstrecken in Abhängigkeit von der tatsächlichen Nachfrageentwicklung (damit stufenweise) zu ermöglichen und durch eine regionale Verteilung der Maßnahmen im Schienennetz Niedersachsens den Verkehren die erforderlichen Kapazitäten bereitzustellen.
Die DB AG weist darauf hin, dass vom Gutachter des Bundes der Alpha-E-Variante am 06.10.2015 eine ausreichende Kapazität für die prognostizierte durchschnittliche Belastung 2030 bestätigt wurde. Restkapazitäten sind für zusätzliche Verkehre auf alternativen Laufwegen Richtung Süd-Ost und Süd-West, nicht aber Richtung Süden verfügbar. Die DB AG weist darauf hin, dass sie für den Fall, dass das tatsächliche Verkehrsaufkommen die prognostizierten Werte erreicht und übersteigt und damit die Leistungsfähigkeit der Infrastruktur überschritten wird, weitere Ausbaumaßnahmen beim Bund beantragen muss. Wenn solche Maßnahmen notwendig werden sollten, würde dies in einem neuen Dialogforum mit den Betroffenen erarbeitet werden.
Voraussetzung für die Kapazitätszuwächse aller Trassenalternativen ist die Leistungsverbesserung in den drei Knoten Bremen, Hamburg und Hannover.
Einige Forumsteilnehmer haben die Auffassung vertreten, dass die Kapazitätswirkungen des Alpha nicht ausreichen. Das Forum hat sich mit diesen Positionen intensiv auseinandergesetzt und schließt sich dieser Argumentation nicht an.
Mit der Entscheidung für die Vorzugsvariante entfallen alle anderen Trassenvarianten und werden nicht weiter verfolgt.
(Ende Auszug aus dem Abschlussdokument zum Dialogverfahren. Das vollständige Abschlussdokument kann in den folgenden Seiten eingesehen werden.)
Seit dem Ende des Dialogverfahrens hat die Deutsche Bahn weder die Sanierung der Bestandsstrecke noch die Digitalisierung der Bestandsstrecke vorangetrieben. Ebenso sind bis dato offensichtlich keine Planungen für die dringend notwendige Optimierung der Knotenpunkte erfolgt um mittelfristig diese Engpässe zu beseitigen.
Dagegen favorisiert die Deutsche Bahn – entgegen dem Ergebnis des Dialogforums -- zwischenzeitlich einen bestandsfernen zweigleisigen Neubau mit zahlreichen 4 gleisigen sog. Überholbahnhöfen für langsamere Güterzüge, um die ICE durchfahren lassen zu können. Im Rahmen des Statustreffens in Celle am 15.09.22 hat der Vertreter der Deutsch Bahn nachdrücklich bestätigt, dass der bestandsferne Neubau bevorzugt wird. Erste grobe Planungen, die auf den Folgeseiten dargestellt sind, wurden den betroffenen Kommunen im Heidekreis und Landkreis Harburg vor Kurzem mitgeteilt. Weitere Detailinformationen sollen von Seiten der DB im November 2022 folgen.
Bereits im Dezember 2022 will die DB ihre Empfehlung für eine Variante abgeben, die im Laufe 2023 von der Bundesregierung beschlossen werden soll.
Nicht nur die von einem bestandsfernen Neubau betroffenen Kommunen und Landkreise sprechen sich nachdrücklich gegen Neubautrasse aus, sondern auch die Umweltverbände (siehe Reiter Pressemitteilung).